Schwer beladen
Es war einmal ein Vogel, der trug jedem seine Schuld nach und es ging ihm immer ganz schlecht, denn er brauchte das als Beweis, dass man ihm Unrecht getan hatte. Der Vogel hatte einen grossen Rucksack und darin sammelte er alles, was man ihm jemals zu Unrecht ins Nest oder sonst in den Weg gelegt hatte. Und er flog den Schuldigen hinterher, doch die wenigsten davon interessierte das. Sie mussten es ja nicht tragen.
Ständig wurde der Rucksack des kleinen Vogels voller und immer mehr sammelten sich darin auch Dinge, die stanken und die ihn durch den Rucksack hindurch mit jedem Flügelschlag piksten. Ausserdem war es sehr ermüdend, all das Gepäck ständig mit sich herumzutragen. Manchmal passierte es dem kleinen Vogel sogar, dass die Sachen aus seinem Rucksack nicht nur ihn, sondern auch andere piksten, wenn sie zu nahe kamen.
Eines Tages hatte der kleine Vogel so viel gesammelt, dass er so nicht mehr fliegen konnte. Traurig sass er in seinem Nest und weinte, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Die Schuldigen sollten endlich kommen und ihre Sachen holen und sich entschuldigen.
Da kam ein Adler zu seinem Nest geflogen. Er hatte den kleinen Vogel weinen gehört und tröstete ihn. Der Vogel erzählte ihm, was passiert war und klagte ihm all sein Leid.
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Daraufhin verriet ihm der Adler, dass er Richter war und sich um Gerechtigkeit kümmern würde. Doch dafür musste auch der kleine Vogel aufhören, selbst Gerechtigkeit herstellen zu wollen. Denn wenn das alle selbst versuchten, erklärte ihm der Adler, gab es Chaos. So versuchten alle übereinander zu herrschen und setzten ihre Idee von Gerechtigkeit durch, ohne wirklich zu überblicken, was genau geschehen war und oft übersahen sie dabei, wo sie selbst anderen Unrecht getan hatten. Der kleine Vogel sollte dem Adler vertrauen, dass er sich um Gerechtigkeit kümmern würde. Im Gegenzug versprach der Adler dem kleinen Vogel, ihm all sein Gepäck abzunehmen und sich darum zu kümmern.
Da gab der kleine Vogel sein Gepäck ab.
Wow, er hatte ganz vergessen wie es sich anfühlte, ganz frei zu sein. Endlich konnte er wieder unbeschwert fliegen. Nichts pikste oder störte mehr. So flog der Vogel los und schlug voller Freude Saltos in der Luft.
Seither trug der Vogel nie wieder etwas mit sich herum. Wenn immer ihm Unrecht geschah, gab er es dem Adler und der Adler kümmerte sich darum.
Stell dir vor, Gott ist der Adler. Er allein ist wirklich vollkommen gerecht. Und er liebt jeden. Was trägst du anderen nach? Gib es Gott.
Die Geschichte vom kleinen Maulwurf - Real Talk
Wer hat mir auf den Kopf gemacht? "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat." (nach dem bekannten Kinderbuch von Werner Holzwarth/Wolf Erlbruch. Übernommenes kursiv)
Eines Morgens, er war gerade aufgewacht, steckte der kleine Maulwurf seinen Kopf aus der Erde, um zu sehen ob die Sonne schon aufgegangen war. Da passierte es. Es war rund und braun, sah ein bisschen aus wie eine Wurst und das Schlimmste: Es landete direkt auf seinem Kopf. «So eine Gemeinheit! Wer hat mir auf den Kopf gemacht?», dachte sich der kleine Maulwurf. Aber kurzsichtig, wie der kleine Maulwurf war, konnte er niemanden mehr entdecken.
Und so kam es, dass sich der kleine Maulwurf auf die Suche machte, um herauszufinden, wer ihm auf den Kopf gemacht hatte.
Er fragte jeden, der ihm begegnete, ob er ihm auf den Kopf gemacht hatte und ging zu allen Tieren in der Nähe, um zu gucken ob es von ihnen sein konnte. Und so verbrachte der kleine Maulwurf den ganzen schönen sonnigen Tag und seine kostbare Zeit damit, im Dreck zu wühlen, alle anzuklagen und immer nach dem Schlechten bei ihnen zu suchen, in der Hoffnung, den Schuldigen zu finden.
Am Ende des Tages war er müde vom vielen Suchen und stank noch viel schlimmer als am Morgen, denn die Suche war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Frustriert ging er nach Hause. Da wartete Papa Maulwurf schon auf ihn und als er den müden kleinen Maulwurf sah, wischte Papa Maulwurf dem kleinen Maulwurf die Wurst vom Kopf und steckte ihn erst einmal in die Badewanne, bis sich der kleine Maulwurf endlich wieder ganz sauber und frisch fühlte. Der kleine Maulwurf war nämlich von seiner Suche ganz verdreckt. So ist das halt, wenn man im Dreck von anderen wühlt.
Nach ein paar Tagen bemerkte der kleine Maulwurf, dass seine Blumen wunderbar wuchsen. Da freute sich der kleine Maulwurf sehr, denn er hatte sie immer gut gegossen und sich viel Mühe mit seinem Beet gegeben. Doch noch nie waren seine Blumen so schön gewesen. Daraufhin verriet Papa Maulwurf dem kleinen Maulwurf, dass er mit der Wurst von seinem Kopf die Blumen gedüngt hatte. "Wie wunderbar", dachte der kleine Maulwurf, "dass selbst aus etwas so Ekligem noch etwas so Gutes wachsen konnte." So war der kleine Maulwurf nicht nur angeschissen worden, sondern zuletzt auch beschenkt.
Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. ~ Römer 8.28