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Der Froschkönig

Es war einmal ein König, der hatte drei schöne Töchter. Eine war ganz besonders schön und das wusste sie auch. Nahe bei dem Schloss des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Wald unter einer alten Linde war ein Brunnen. Wenn es sehr heiss war, ging die Prinzessin hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens - und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder. Das war ihr liebstes Spiel.

Doch einmal geschah es, dass die Prinzessin ihre goldene Kugel nicht mehr fangen konnte. Da fiel die Kugel auf die Erde rollte geradezu ins Wasser hinein und verschwand. Der Brunnen war so tief, dass man keinen Grund sah. Da fing sie an zu weinen und weinte und klagte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten.

 

Da rief ihr jemand zu: "Was hast du, Königstochter, du schreist ja, dass sich ein Stein erbarmen möchte." Sie sah sich um, woher die Stimme kam. Da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken, häßlichen Kopf aus dem Wasser streckte. "Ach, du bist's, alter Wasserpatscher," sagte sie, "ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist." - "Sei still und weine nicht," antwortete der Frosch, "ich kann dir helfen, aber was gibst du mir, wenn ich deine Kugel wieder heraufhole?" - "Was du haben willst, lieber Frosch," sagte sie, "meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage." Der Frosch antwortete: "Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine und deine goldene Krone, die mag ich nicht. Ich will dein Spielkamerad sein. Neben dir am Tisch sitzen, von einem Teller essen und in einem gemütlichen Bett wie deinem schlafen. Wenn du mir das versprichst, dann will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen." - "Ach ja," sagte sie, "ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wieder bringst." Sie dachte aber: Was für ein dummer Frosch. Der sitzt hier im Wasser und quakt herum und kann niemals als Freund eines Menschen geachtet werden.

 

Als sie das versprochen hatte, tauchte der Frosch hinab und kam nach einer Weile wieder hinauf. Er hatte tatsächlich die Kugel im Maul und warf sie ins Gras. Da freute sich die Prinzessin und rannte mit der Kugel davon. "Warte, warte," rief der Frosch, "nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du!" Aber was half es ihm, dass er ihr sein Quak, Quak so laut nachschrie, als er konnte! Sie hörte nicht darauf, eilte nach Hause und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in seinen Brunnen hinabsteigen musste.

Am andern Tage, als sie mit dem König und allen Hofleuten sich zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an die Tür und rief: " Prinzessin, mach mir auf!" Sie lief und wollte sehen, wer draußen wäre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und es war ihr ganz unangenehm. Der König sah, dass ihr Herz klopfte, und sprach: "Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?" - "Ach nein," antwortete sie, "es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch." - "Was will der Frosch von dir?" Da erzählte sie ihm, was am Vortag geschehen war.

Da sagte der König: "Was du versprochen hast, das mußt du auch halten; geh und mach ihm auf." Sie ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch herein und er sass mit ihnen am Tisch und ass von einem goldenen Teller. Doch die Prinzessin fand das gar nicht lustig und als der König nicht guckte, da nahm sie zornig den Frosch und warf ihn gegen die Wand.

Als er aber herabfiel, war er kein Frosch mehr, sondern ein hübscher Prinz. Und er erzählte ihr, dass er von einer bösen Hexe verwünscht worden war und der Zauber gebrochen wurde, indem er ins Schloss gelassen wurde und dort einen Tag verbringen durfte. Da war die Königstochter ganz erstaunt und freute sich und wollte den Prinzen sofort heiraten. Sicherlich hatte der Prinz auch ein Schloss und viele tolle Schätze.

«Aber ganz bestimmt nicht!», sagte da der Prinz, denn er durchschaute die Prinzessin. Er hatte gesehen, wie sie mit ihm umgegangen war, als er kein Prinz war und dass sie log, wenn es zu ihrem Vorteil war. Nein, er wollte jemanden heiraten, der ihn wirklich liebte, so wie er war. Und so zog er von dannen und seine Freunde freuten sich riesig als er in sein Schloss zurückkehrte. Ganz leicht wurde ihnen ums Herz. Und der Prinz eröffnete eine Froschauffangstation im Schlossgarten. Und es dauerte nicht lange, da fand er eine wundervolle Frau, die in seiner Froschauffangstation half, und mit der er bis ans Ende seiner Tage glücklich war.

Hänsel und Gretel
«Hänsel und Gretel, die liefen in den Wald.

Es war so finster und auch so bitterkalt.»

Und wie war das nochmal mit der Kinder-fressenden alten Hexe?

Am Rande eines grossen dichten Waldes wohnte einst ein Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, Hänsel und Gretel. Sie hatten nicht viel und waren doch glücklich und jeder kam gern bei dieser Familie vorbei, weil alle so warmherzig und genügsam waren. Die beiden Kinder liebten den Wald. Von klein auf hatten sie ihren Vater regelmässig begleitet, wenn er in den Wald Holz hacken gegangen war. Hier gab es viel zu entdecken und alles war so geheimnisvoll. Dieser Wald war ein besonders schöner Wald. Nur ein kleiner Teil wurde bewirtschaftet, der grösste Teil des Waldes aber war fast unberührt und verwildert. Kleine Bäche schlängelten sich an vielen Stellen zwischen den Bäumen hindurch. Der Boden war ganz weich vom vielen Moos und überall wuchsen hübsche Blumen. Bunte Ranken kletterten die Bäume hoch. Und dann noch dieser frische holzige Duft. Ein Wald wie aus dem Märchen eben.

 

Umso älter die beiden Kinder wurden, umso weiter entfernten sie sich beim Spielen vom Vater und schon bald durften sie auch alleine im Wald spielen. Am Abend waren sie dann zurück und meistens sehr hungrig.

 

Manchmal kamen viele Freunde und Bekannte aus dem nahegelegenen Dorf vorbei und sassen mit der Familie bei einem Lagerfeuer zusammen. Dann wurden oft Geschichten erzählt. Manche davon waren wahr und handelten vom aktuellen Tratsch, andere waren ausgedacht und wieder andere waren etwas dazwischen: Sie klangen wie Märchen und wurden jedes Mal, wenn sie erzählt wurden noch weiter ausgeschmückt. Doch viele begannen mit der Zeit diese Geschichten zu glauben und sich teilweise sogar zu gruseln. Eine dieser Geschichten handelte von einer alten Frau, die in dem grossen Wald hinter dem Haus wohnte. Die Leute waren immer überzeugter, dass es eine Hexe war. Warum sonst sollte eine alte Frau in einem noch älteren kleinen Holzhaus ganz allein mitten im Wald wohnen? Sie wohnte so tief im Wald, dass kaum einer sie jeh selbst sah. Doch dass sie dort wohnte, das wusste jeder. Manchmal hatten Holzfäller sie entfernt singen gehört, doch aus Angst verflucht zu werden, waren sie immer schnell weitergelaufen. Manchmal hatten Spaziergänger Sträusse aus Kräutern und Blumen im Wald gefunden. Vermutlich verwendete sie die für ihre Beschwörungen.

Die Geschichten über diese Hexe waren die beliebtesten und so wurden sie jedem, der ins Dorf kam schon bald erzählt und am Lagerfeuer immer weiter ausgeschmückt. So konnte man auch die Kinder davon abhalten, zu weit in den Wald hineinzulaufen und sich zu verirren. Doch nicht nur die Kinder gruselten sich.

 

Eines Tages gingen Hänsel und Gretel wieder in den Wald um zu spielen. Sie spielten Verstecken und Fangen, kletterten auf den grossen Steinen herum und kugelten sich durch das weiche Moos. Sie waren so ausgelassen und in ihr Spielen vertieft, dass sie gar nicht bemerkten, dass sie viel weiter in den Wald hineinrannten, als sie es sonst taten. Doch mit der Zeit bemerkten sie es und ihnen wurde mulmig zumute. Der Wald war hier ziemlich dicht und es dämmerte bereits. Die grossen alten Bäume warfen lange Schatten und alles um sie herum sah plötzlich gleich aus. Wie sollten sie hier nur wieder zurückfinden. Hänsel war sich ganz sicher, es ginge da lang, doch Gretel zeigte in eine andere Richtung und meinte, sie seien von dort gekommen. Egal, wo sie lang liefen, sie kamen nur immer tiefer in den Wald und dann wurde es auch noch dunkel. Da blieben sie stehen. Was sollten sie nur tun? Wie sollten sie hier jemals wieder herausfinden und ihre Eltern machten sich sicher schon Sorgen. Ausserdem war ihnen kalt und ihre Mägen knurrten laut in dem sonst so stillen Wald.

 

Da sahen sie in der Ferne kleine leuchtende Funken aufsteigen. War da ein Feuer?

 

Sie liefen darauf zu und umso näher sie kamen, umso sicherer waren sie: Da war ein Feuer. Doch als sie fast da waren, fielen ihnen plötzlich die ganzen Geschichten über die Hexe ein, die in diesem Wald leben sollte. Ob sie wirklich Kinder verzauberte und vielleicht sogar ass? Aber was sollten sie tun. Es war mittlerweile eiskalt. Beide waren bis auf die Knochen durchgefroren, auch der ganze restliche Wald machte ihnen Angst und sie wussten nicht, wohin sie gehen sollten.

So entschlossen sie sich, sich vorsichtig an die Feuerstelle zu schleichen.

 

Als sie fast ganz beim Feuer waren, sahen sie dort niemanden. In der Nähe des Feuers war ein kleines altes Holzhaus, wie in den Geschichten. Auf dem Feuer köchelte eine gut duftende Suppe vor sich hin. Im Haus war kein Licht zu sehen und bis auf das Köcheln der Suppe, dem Rascheln der Bäume und hin und wieder dem Rufen eines Uhus war nichts zu hören. Hier schien niemand zu sein. Komisch, dachten sich die beiden und gingen näher ans Feuer. Hier war es so schön warm und hell und ob sie sich wohl etwas von der Suppe nehmen könnten? Während sie so unschlüssig und in Gedanken versunken am Feuer standen und sich aufwärmten, hörten sie plötzlich ein lautes Rascheln hinter sich. Eine alte Frau tauchte aus dem dunklen Dickicht auf. In der Hand hielt sie Kräuter. Das war sie! Das war die Hexe! Hänsel und Gretel standen vor Schreck wie angewurzelt da. Doch auch die Hexe erschrak. Dann begann die Hexe zu lachen. Würde sie sie jetzt verzaubern? Oder noch schlimmer: Würden Hänsel und Gretel in der Suppe landen?

 

«Was macht ihr denn hier?» fragte da die alte Frau. Aber beide waren vor Angst immer noch wie gelähmt und starrten sie nur weiter an. Da bekam die alte Frau Mitleid mit ihnen. Sie beruhigte sie und bot ihnen an, mit ihr am Feuer zu sitzen und von der Suppe zu essen. Sie sei nur kurz weg gewesen, weil noch ein paar Kräuter für die Suppe gefehlt hatten. Da bemerkten Hänsel und Gretel langsam, dass sie nichts Böses im Schilde führte. Dafür sah sie auch viel zu nett aus. Ihr Gesicht war von Lachfalten geschmückt und ihre freundlichen Augen glitzerten im Flackern des Feuers. Wie das Feuer strahlte auch sie eine wohlige Wärme aus. Selbst wenn es tatsächlich eine Hexe in diesem Wald gab, war diese Frau ganz sicher keine oder zumindest keine böse. Und so nahmen Hänsel und Gretel das Angebot gerne an und setzten sich zu ihr ans Feuer. Durch das Feuer und die Suppe waren sie schon bald aufgewärmt und ausserdem schmeckte die Suppe super lecker.

Schon bald fühlten sich beide sehr wohl bei der alten Frau. Ihr Name war Ella. Sie kannte den Wald sehr gut und konnte viel interessantes über ihn erzählen. Nach einer Weile waren die beiden dann aber so müde, dass sie beinahe am Feuer einschliefen. Da richtete Ella ihnen einen Schlafplatz her und Hänsel und Gretel schliefen erschöpft, aber zufrieden ein.

 

Am nächsten Morgen wurden sie mit dem Geruch von frischen Pfannkuchen wach. Ihr Lieblingsessen. Sie halfen Ella, den Tisch zu decken und dann schlemmten sie zusammen Pfannkuchen. Nach dem Essen versprach Ella, Hänsel und Gretel nach Hause zu bringen.

Gleich nach dem Essen liefen sie los, denn die Eltern machten sich bestimmt schon grosse Sorgen und sie hatten ein gutes Stück Weg vor sich. Auf dem Weg zeigte ihnen Ella die Schönheit des Waldes und sie sahen sogar ein paar Tiere.

 

Als sie aus dem Wald kamen, eilten ihnen ihre Eltern und die anderen aus dem Dorf schon erleichtert entgegen. Alle freuten sich, dass es Hänsel und Gretel gut ging und ihre Eltern drückten sie so fest an sich, dass Hänsel und Gretel fast keine Luft mehr bekamen. Sie waren so froh, dass beide wohlauf waren und waren Ella sehr dankbar, dass sie die beiden sicher zurückgebracht hatte. Doch sie waren auch irritiert. Wer war das? Sie hatten Ella noch nie gesehen.

 

Da grinste Ella nur und meinte, sie sei die Hexe. Hänsel und Gretel hatten ihr von den Geschichten über sie erzählt. Da mussten alle lachen, denn ihnen wurde klar, dass ihnen ihre Fantasie einen Streich gespielt hatte und sie es mit den Geschichten übertrieben hatten.

 

Von diesem Tag an kam Ella hin und wieder aus dem Wald und sass mit den anderen am Lagerfeuer zusammen. Niemand hatte mehr Angst im Wald und die Eltern waren beruhigt, weil sie wussten, dass ihre Kinder im Wald von Ella beschützt wurden. Vor allem die Kinder freuten sich immer über ihre Geschichten über den Wald und seine Magie. Durch ihre Erzählungen konnte man sich vorstellen, wie Ella den Wald liebte und wie sie es genoss, in ihrem kleinen Holzhäuschen mitten im Wald zu leben. Doch ganz wollte sie das Geheimnis um sich nicht lüften und sie verriet ihnen nie, weshalb sie sich entschieden hatte, in den Wald zu ziehen. Vielleicht blieb sie auch deswegen immer ein wenig magisch.

Das hässliche Entlein
(Kombination und leichte Abänderung verschiedener Versionen)

Es war einmal eine Entenmutter, die lebte auf einem Bauernhof. Sie wartete darauf, dass bald ihre sieben Küken schlüpfen würden. Es war ihr schon recht langweilig, dort den ganzen Tag zu sitzen, während all die anderen in den Flüssen umherschwammen. Endlich war es soweit und es platzte ein Ei nach dem andern; "Piep! piep!" sagte es und sechs wunderschöne gelbe Küken steckten den Kopf heraus. Da wollte sie losziehen mit ihren Küken, doch dann merkte sie, dass ein Ei noch dalag. «Wie lange soll das denn noch dauern?» fragte sie sich und setzte sich wieder hin.

Endlich platzte das große Ei. "Piep! piep!" sagte das Junge und kroch heraus. Es war so groß und so hässlich! Die Ente betrachtete es: "Es ist doch ein gewaltig großes Entlein," sagte sie; "keins von den andern sieht so aus; ist das ein normales Küken? Ich hoffe, dass es schwimmen kann." Doch als sie ins Wasser hüpfte mit all ihren Entlein, da sah sie, dass es trotzdem schwimmen konnte und wenn sie es so betrachtete war es doch ganz hübsch. Doch das sahen die anderen Enten und Entlein anders. Keines der anderen Entlein wollte mit ihm spielen und die anderen Enten machten sich über das graue Entlein lustig und sagten ganz gemeine Dinge, dass es hässlich war und falsch, weil es nicht aussah wie all die anderen hier und sie wollten es nicht.

Da fasste das Entlein eines Tages den Entschluss, wegzulaufen. Während alle anderen Tiere schliefen, machte es sich auf den Weg. Auf der Reise begegneten dem Entlein viele andere Tiere. Niemand konnte ihm jedoch sagen, warum es so hässlich war. Einmal kam es zu einer Bäuerin. Diese dachte das Entlein wäre eine Gans und sperrte es in einen Käfig. Die Bäuerin wollte, dass das Entlein Gänseeier legte. Weil das Entlein aber keine Gans war, ging das nicht. Das Entlein hatte Angst als Gänsebraten zu enden. Eines Nachts, als die Bäuerin nicht aufpasste, lief es wieder weg.

Bald fand das kleine Entlein einen wunderschönen See. Es versteckte sich im Schilf und blieb dort. Da kam der Herbst und die Blätter wurden gelb und braun und es windete und es wurde immer kälter.

Eines Abends - die Sonne ging so schön unter - kam ein ganzer Schwarm herrlicher großer Vögel geflogen wie sie das Entlein noch nie gesehen hatte. Sie waren gross und ganz blendend weiß, mit langen, geschmeidigen Hälsen. Es waren Schwäne. Sie stießen einen ganz eigentümlichen Ton aus, breiteten ihre prächtigen, langen Flügel aus und flogen von der kalten Gegend fort nach wärmeren Ländern! Sie stiegen so hoch, und dem hässlichen jungen Entlein wurde so sonderbar zu Mute. Es drehte sich im Wasser wie ein Rad rund herum, streckte den Hals hoch in die Luft nach ihnen aus und stieß einen so lauten und sonderbaren Schrei aus, dass es sich selbst davor fürchtete. O, es konnte die schönen, glücklichen Vögel nicht vergessen.

Doch schon bald hingen die Wolken schwer mit Hagel und Schneeflocken und das hässliche Entlein frohr sehr so ganz allein und es wurde immer schwieriger Nahrung zu finden. Das Entlein war sehr schwach und verließ sein Versteck. Da fand ein Bauer das kleine Tier und nahm es mit. Seine Kinder pflegten das hässliche Entlein und so überlebte es den Winter. Im Frühling war das Entlein sehr groß geworden und der Bauer brachte es zurück an den Schilfsee.

Es war herrlicher Frühling und auf einmal konnte das Entlein seine Flügel schwingen; sie brausten stärker als früher, und trugen es kräftig davon. Und ehe es ganz begriffen hatte, was passiert war, landete es in einem wunderschönen grossen Garten mit blühenden Bäumen und duftendem Flieder. Und auf dem Teich sah es drei prächtige Schwäne schwimmen, wie die die es im Herbst gesehen hatte. Da wollte es zu den Schwänen hinschwimmen, aber es hatte grosse Angst, wie die Schwäne reagieren würden. Bisher hatten doch noch nicht einmal die Enten es haben wollen. Beschämt guckte es nach unten. Da konnte das Entlein sein Spiegelbild sehen. Es erschrak sich, denn es war gar nicht hässlich. Ganz im Gegenteil, dass Entlein war zu einem wunderschönen Schwan geworden. Und die anderen Schwäne, als sie es sahen, schwammen zu ihm und begrüssten es. Auch alle anderen Schwäne, die an den See zurückkehrten, freuten sich über ihn. Ab diesem Tag gab es kein hässliches Entlein mehr, sondern nur einen wunderbaren Schwan, der sich niemals mehr einsam fühlte!

Aschenputtel

Es war einmal ein reicher Mann, dessen Frau wurde sehr krank und sie wusste, dass sie bald sterben musste. Da rief sie ihre Tochter zu sich ans Bett und sagte zu ihr: "Liebes Kind, bleibe fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken, und will bei dir sein." Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das Mädchen war sehr traurig und vermisste seine Mutter. Doch sie blieb fromm und gut, wie es ihr die Mutter gesagt hatte und sie fühlte, dass Gott und ihre Mutter bei ihr waren und so tröstete sie sich.

Nach einer Weile heiratete der Vater des Mädchens eine neue Frau, die auch bereits zwei Töchter hatte. Auch wenn man sagen konnte, dass die Frau und ihre Töchter hübsch anzusehen waren, konnte man das von ihrem Charakter nicht so behaupten.

 

Und so fing eine schwere Zeit für das Mädchen an, die nun eine Stiefmutter und Stiefgeschwister hatte. Der Vater war so mit sich, seiner Trauer um seine Frau und seiner Arbeit beschäftigt, dass er nicht realisierte was geschah. Die Stiefmutter konnte das Mädchen nicht ausstehen und war sehr eifersüchtig. Sie mochte dem Mädchen nichts gönnen. Noch nicht einmal mit ihr am Tisch sitzen wollte sie und schöne Kleider sollte das Mädchen auch nicht haben. Obwohl das Mädchen noch ein Kind war, fand die Stiefmutter, dass sie sich ihr Essen und ihr Zuhause verdienen musste. Interessanterweise galt das nicht für ihre eigenen Kinder. Die anderen beiden Kinder lernten von der Mutter, dass man mit dem Mädchen gemein sein durfte und sich über sie lustig machen konnte. Weil das Mädchen durch all das häufig hässliche Kleider trug und dreckig war, nannten sie sie spöttisch «Aschenputtel». Da Aschenputtel so aufwuchs, gewöhnte sie sich an diese Behandlung.

Als nun der Vater eines Tages auf eine weite Reise ging, fragte er alle, was er ihnen mitbringen sollte. Die Frau und ihre Töchter wünschten sich schöne Kleider und Perlen und Edelsteine. Doch Aschenputtel traute sich nicht mehr, nach etwas Schönem für sich zu fragen. So bat sie den Vater, ihr den ersten Zweig mitzubringen, der ihm auf seiner Reise an den Hut stösst.

Der Vater tat all das, was ihm aufgetragen worden war. Als er nach Haus kam, gab er den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er den Zweig von einem Haselbusch. Aschenputtel dankte ihm, ging zum Grab ihrer Mutter und pflanzte die Haselnüsse ein und weinte sehr. Es geschah aber, dass der Nachbarsjunge das sah und er hatte auch mitbekommen, wie die Stiefmutter und Geschwister mit dem Mädchen umgingen. Und er wusste, dass Aschenputtel hier jeden Tag einmal herkam. Da legte er heimlich, als das Aschenputtel weg war, ein wunderschönes Kleid, das er auf dem Dachboden gefunden hatte, auf das Grab zu den Haselnüssen.

Als Aschenputtel am nächsten Tag wiederkam, fand sie das Kleid und dachte, es sei vom Himmel gefallen und das war es ja auf eine Art auch. Sie freute sich sehr und nahm es mit nach Hause und versteckte es in ihrem Zimmer.

Und es kam so, dass zu dieser Zeit der König ein grosses Fest im Schloss veranstaltete und alle jungen Frauen des Reiches waren eingeladen, denn der König wollte eine Frau für seinen Sohn finden. Natürlich verbot die Stiefmutter dem Aschenputtel, dorthin zu gehen. Sie wollte, dass eine ihrer Töchter den Prinzen heiratete. Ausserdem meinte sie, habe das Aschenputtel ja ohnehin nichts Schönes anzuziehen und sei viel zu dreckig.

Doch das Aschenputtel wusste, wie man Wasser und Seife verwendete und ein schönes Kleid, das hatte sie ja nun. Als die Stiefmutter mit ihren Töchtern aus dem Haus war, da wusch sich das Aschenputtel, bis es kein Aschenputtel mehr war, sondern Lea, wie sie wirklich hiess, und sie zog sich das schöne Kleid an und schlich sich auf den Ball. So ging das viele Abende.

Der Prinz war schliesslich ganz hin und weg von ihr und wollte sie heiraten. Doch Lea war sehr unsicher nachdem sie jahrelang so gemobbt worden war und so rannte sie davon. Dabei fiel ihr ein Schuh ab und blieb auf der Treppe des Schlosses liegen.

Der Prinz zog durchs ganze Reich, um sie zu finden. Er hatte auch den Schuh dabei, das einzige, was er noch von ihr hatte. Als er bei ihrem Haus ankam, erkannte die Stiefmutter den Schuh, denn es war der einer ihrer beiden Töchter, den Lea heimlich genommen hatte. Lea hatte ja keine schönen Schuhe und sie hatte die gleiche Schuhgrösse wie eine ihrer Stiefschwestern. Da schrie die Stiefmutter «Das ist der Schuh meiner Tochter! Warte, ich will sie gleich holen!» Und sie freute sich, denn sie hatte gehofft, dass ihre Tochter den Prinzen heiraten würde.

 

Da brachte sie die Tochter und zog ihr den Schuh an und er sass wie angegossen, weil es ja ihrer war. Doch der Prinz war nicht blöd und wusste doch, wie seine Lea aussah und das war sie ganz bestimmt nicht. Und so fragte er, ob die Stiefmutter noch andere Töchter habe. Da schickte sie die andere Tochter, doch der passte weder der Schuh, noch sah sie aus wie Lea. Und der Prinz hörte nicht auf zu fragen, bis er das Aschenputtel sah und erkannte. Freudig rief er: «Das ist sie! Ich habe sie gefunden!» Und der Prinz hatte schon gemerkt, dass die Stiefmutter eine fiese war und als sie so auf ihn einredete und meinte, dass das aber die Schuhe der anderen Tochter seien, meinte er nur «Das ist sie und ich brauche ihr doch keinen Schuh anzuziehen, um zu erkennen, dass sie es ist. Und ob sie nun Asche im Gesicht hat oder herausgeputzt ist, ist sie doch die selbe, in die ich mich verliebt habe.»

Und da verliess Lea ihre toxische Familie und lebte glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Dornröschen

Es waren einmal ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: "Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins. Doch als die Königin eines Tages badete, kam ein Frosch aus dem Wasser zu ihr und sprach: "Dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen."

Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude ein grosses Fest veranstaltete. Er lud alle Verwandten, Freunde und Bekannte ein. Ausserdem noch die weisesten Frauen des Reiches, 13 an der Zahl, damit sie das Kind segneten. Weil das Königspaar aber nur 12 goldene Teller hatte, wurde eine nicht eingeladen.

Das Fest wurde prächtig gefeiert, und als es zu Ende war, segneten die weisen Frauen das Kind mit Freundlichkeit, Klugheit, Bescheidenheit und mit allem weiteren, was auf der Welt zu wünschen ist. Da kam plötzlich die Dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen worden war. Ohne jemanden zu grüßen, rief sie mit lauter Stimme: „Die Königstochter soll sich im Alter von fünfzehn Jahren an einer Spindel stechen und sterben!“ Sie verließ den Saal ohne ein weiteres Wort. Alle waren zutiefst betroffen.

Von diesem Tag an lebte das Königspaar in grosser Angst. Sie wollten ihr geliebtes Kind vor jedem Unglück beschützen und gingen dafür sogar so weit, dass sie alle Spinnräder im Königreich verbrennen liessen. Die Bevölkerung fand das gar nicht lustig. Wie sollten sie denn nun ihre Fäden herstellen und ihre Kleidung machen? Doch was der König sagte, das galt. Und so litt die Bevölkerung mit dem Paar. Was man nicht alles macht in der Angst.

Auch der Tochter sagte das Königspaar von klein an, dass es sich in Acht nehmen sollte vor Spindeln. Doch was so eine Spindel war, das verstand die Prinzessin nicht so ganz. Irgend so ein Gerät zum Faden herstellen, das ihr ihre Eltern mal beschrieben hatten. Gesehen hatte sie so ein Spinnrad oder eine Spindel noch nie, wie auch, die waren ja alle verbrannt worden.

Die Prinzessin war eine fröhliche und freundliche und eine ängstliche, die sich viel sorgte. Während sie aufwuchs erfüllten sich nach und nach all die Segnungen der weisen Frauen. Sie war freundlich, klug, bescheiden und noch vieles mehr.

Eines Tages, an ihrem 15. Geburtstag, spazierte die Prinzessin durch das Schloss. Das Schloss war riesig und hier gab es so viel zu entdecken. In jedem Raum gab es wieder und wieder eine Tür, welche zu einem Raum oder einer Treppe führte. Und so kam sie irgendwann in den hintersten Winkel des Schlosses, ganz oben im alten Turm an. Hier hatte schon lange keiner mehr Staub gewischt und es war ganz ruhig. Da öffnete sie die letzte Tür und kam in einen kleinen Raum, in dem eine alte Frau sass und Flachs spann. „Guten Tag“ sprach die Königstochter, „was machst du da?“. „Ich spinne,“ sagte die Frau. „Was ist das für ein Ding, das da so lustig herumspringt?“ fragte die Prinzessin, und fasste nach der Spindel. «Das ist eine Spindel», sagte die Frau und lachte hämisch. Es war die 13. der weisen Frauen, die mittlerweile ziemlich bitter geworden war. Da erschrak die Prinzessin sehr. Oh je, sie hatte die Spindel angefasst. Jetzt musste sie sterben!, dachte sie und fiel zu Boden. 

Als der Abend dämmerte und die Eltern der Prinzessin nach Hause kamen, machten sie sich grosse Sorgen, da sie die Prinzessin nirgends finden konnten.

 

Sie suchten im ganzen Schloss. Die Prinzessin lag derweilen noch immer regungslos auf dem Boden im Turm, mittlerweile alleine.

 

Doch was war das? Langsam bewegte die Prinzessin ihre Arme, ihre Beine und schliesslich öffnete sie ihre Augen. Bin ich tot? fragte sie sich. Doch da sah sie ihre Eltern in den Raum stürmen.

Die Prinzessin hatte sich so sehr erschrocken, als sie sich an der Spindel gestochen hatte, dass sie hingefallen war und sich den Kopf ordentlich angeschlagen hatte. Doch nach ein paar Tagen, als die Kopfschmerzen nachliessen, ging es der Prinzessin wieder sehr gut, sogar besser als vorher. Denn sie hatte etwas verstanden: Niemand hatte die Macht, sie einfach so zu verfluchen. Bis auf die Angst hatte der böse Wunsch der 13. Frau gar nichts getan. Und jetzt waren die Prinzessin und ihre Eltern von der Angst befreit. Da wurden wieder Spinnräder im Königreich erlaubt und die Leute freuten sich sehr, dass es der Familie gut ging und sie wieder Fäden spinnen konnten. Sie freuten sich so sehr, dass sie so fleissig Fäden herstellten, dass das Königreich bald für seine schönen Fäden und Stoffe bekannt wurde. Und so lebte die Familie glücklich in ihrem wunderschönen Schloss, umrandet von einer hübschen Dornenhecke, bis ans Ende ihrer Tage.

©Ameisli 2021. Der Verkauf sowie jegliche Nutzung dieser Geschichten ausserhalb des Lesens sind untersagt.

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